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Aus der Pflege

Neues Personalbemessungsverfahren

23. Oktober 2023

Wir machen uns auf den Weg! Das Clarenbachwerk startet „PeBeM“, das neue Personalbemessungsverfahren, als Projekt in drei Einrichtungen (Haus Andreas, Frida Kahlo Haus sowie Stephanus und Paulus). Bei diesem Prozess lässt sich das Unternehmen von der Karla Kämmer-Beratung begleiten. 

Worum es dabei genau geht und warum „PeBeM“ im Idealfall allen – Bewohnerschaft wie Mitarbeitenden – nutzt, das stellen die zwei begleitenden Beraterinnen derzeit bei Kick-off-Veranstaltungen in unseren Häusern vor. Christiane Schulze, ausgebildete Krankenschwester, Pflegedienstleiterin und Einrichtungsleiterin sowie Sandra Thoms, ausgebildete Krankenschwester und heute selbständige Beraterin im Pflegemanagement, haben dabei die Praxis gut im Blick.

Worum geht es bei „PeBeM“? Ausgangspunkt ist, dass der Bedarf pflegebedürftiger Menschen ganz individuell und unterschiedlich komplex ist: Der eine ist kognitiv fit, aber physisch stark eingeschränkt, die andere ist dement, aber körperlich sehr aktiv. Das erfordert ganz unterschiedliche Leistungen in Pflege und Betreuung.

Dabei gilt in Einrichtungen der stationären Langzeitpflege bisher die 50%-Fachkraftquote. Sie besagt, dass mindestens die Hälfte des Personals in einer stationären Einrichtung aus Pflegefachkräften bestehen soll. Das ist gerade in Zeiten von Personalmangel schwer zu erbringen und oft zu starr.

Zum 1. Juli 2023 ist daher die neue Personalbemessung in Kraft getreten – Einrichtungen der stationären Langzeitpflege haben nun bis Ende 2025 Zeit sie umzusetzen. Dies soll ihnen Zeit verschaffen, die nötigen Strukturen zu etablieren und Pflegekräfte zu gewinnen. „Dass wir im Clarenbachwerk so früh damit starten, ist auch ein Wettbewerbsvorteil bei der Mitarbeitersuche“, betont Geschäftsführerin Julia Richter bei der Kick off-Veranstaltung im Heinrich Püschel Haus.

Was bedeutet „PeBeM“ aber konkret? Das Verfahren wird als „bedarfs- und potenzialorientiert“ beschrieben. Das heißt: Mit „PeBeM“ soll Personal zukünftig stärker am Bedarf des Bewohners, der Bewohnerin orientiert und gezielt eingesetzt werden. Zunächst wird geschaut: Welcher Bewohner hat welchen Versorgungsbedarf? In einem Katalog sind dafür alle Leistungen gelistet – sowohl für die direkte Pflege als auch für indirekte Leistungen, die um den Bewohner herum organisiert werden. 

Die nächste Frage ist: Welche Mitarbeitenden können den jeweiligen Bedarf decken? Dabei sollen Pflegeleistungen je nach Qualifikationsniveau der Mitarbeitenden erbracht werden, durch Pflegefachkräfte, durch Assistenzkräfte mit ein- bis zweijähriger Ausbildung und durch Mitarbeitende mit anderen Qualifikationen, etwa Betreuungs- und Servicekräfte. 

Das heißt in der Praxis: Es gibt weiterhin Bezugspflege, allerdings sollen examinierte Pflegekräfte mit dreijähriger Ausbildung nur noch Aufgaben übernehmen, für die eine Fachkraft erforderlich ist. Anderes kann delegiert werden. Alle sind mit ihren jeweiligen Qualitäten gefragt und helfen gemeinsam – neben der Pflege auch der Soziale Dienst, die Hauswirtschaft und weitere Bereiche. Mitarbeitende können ihre Fähigkeiten gezielter einbringen, sich vielleicht auch nochmal beruflich weiterentwickeln. Dabei spielt auch die neue, einjährige Ausbildung zur Pflegefachassistenz eine Rolle, die die Pflegeschule im Clarenbachwerk seit diesem Jahr anbietet.

Beraterin Christiane Schulze richtet sich direkt an die Teilnehmenden der Infoveranstaltung: „Wir fragen: Wer kann was, wer ist wie qualifiziert – oder mag sich vielleicht noch gezielter qualifizieren? Es geht darum, Ihre Potenziale herauszukitzeln. Nutzen Sie die Chance, die Ihnen die Geschäftsführung hier bietet, für einen maximalen Mehrwert.“ 

Geschäftsführerin Julia Richter ergänzt: „Im Januar werden wir uns die Prozesse in den drei Projekt-Häusern genau ansehen, mit Claudia Decker als Projektverantwortlicher: Wie läuft es, was muss noch nachjustiert werden, wo sind Bremssteine? Es gibt keine Blaupause dafür – es ist ein dynamischer Prozess, den Sie alle mitgestalten.“

Auch bestimmte Schwerpunkte könnten gut unter PeBeM-Gesichtspunkten angeschaut werden, etwa die Kultursensible Pflege oder das Projekt zur 5 Tage-Woche mit Vollzeitkräften, das seit August in Haus Andreas läuft. 

Guido Scherer von der Mitarbeitervertretung richtet sich direkt an die Teilnehmenden: „ Alle Mitarbeiter sollen mitgenommen werden. Wir sitzen in einem Boot, wir steuern gemeinsam – es ist ein ergebnisoffener Prozess mit dem Kerngedanken der besseren Versorgung. Wir werden hinhören, wie man einzelne Bereiche so verbessern kann, dass eine sinnhafte Arbeitsweise möglich ist – für die Bewohner ebenso wie für Sie persönlich.“

Neben einer angemesseneren Versorgung der Bewohnerschaft ist ein ebenso wichtiges Ziel von „PeBeM“, die personelle Ausstattung zu verbessern: Womöglich die Flucht aus dem Beruf zu verringern, frühere Mitarbeitende zurückzuholen oder neue zu gewinnen. Beraterin Christiane Schulze: „Mit den Veränderungen soll der Beruf nochmal aufgewertet, sein Ansehen gesteigert werden. Er wurde allzu oft herabgewürdigt. Dabei ist es so ein wunderbarer Beruf, den ich persönlich immer wieder wählen würde.“