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Hauszeitschrift

Lebensbilder FKH Teil 1

26. November 2024

(„Computer, Kneipen und Mitbestimmung“ – Auszug aus der Biografie von Arnd Kästner)

Mein Name ist Arnd Kästner. Geboren bin ich 1961 in Lüdenscheid. Aber mein wahres Alter erraten komischerweise nur die Wenigsten. Man schätzt mich meistens etwa zehn Jahre jünger. Wenn man dann fragt, womit ich mich denn so jung gehalten habe, sage ich aus Quatsch oft: „Naja, ich musste halt nie arbeiten!“ (…) Übrigens bin ich seit meiner Geburt querschnittsgelähmt. Ich bezeichne es als Glück im Unglück, dass meine Querschnittslähmung relativ niedrig angesetzt ist, sodass ich Arme und Hände ganz frei bewegen kann, was natürlich vieles erleichtert.

Weil mein Vater bei der Bundeswehr beschäftigt war, wuchs ich in einer entsprechenden Siedlung in Köln-Raderthal auf, genauer gesagt im Heidekaul.  (…) Die nächste Bushaltestelle war „Arnoldshöhe“ an der Bonner Straße. Viele Jahre habe ich in dieser Wohnung gelebt, lange Zeit auch alleine mit meinem Vater, weil meine Mutter relativ früh gestorben ist. Nachdem mein Vater 2003 in ein Altenheim ziehen musste, wo er nicht mehr lange lebte, bin ich nach Köln-Weiden in die Nähe des Einkaufszentrums umgezogen. Alleine zu wohnen habe ich allerdings nicht so gut vertragen, und so bin ich schließlich ein paar Jahre später durch die Vermittlung der Schwester einer Bekannten ins Frida Kahlo Haus gekommen. (…) 

Ab Mitte der 70er-Jahre war ich in einem Internat und kam nur zu den Ferien nach Hause. Nach Abschluss der Realschule kam ich 1978 ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Hürth-Hermülheim, die eine enge Zusammenarbeit mit der Anna-Freud-Schule gleich um die Ecke vom Frida Kahlo Haus pflegte, es gab sogar einen eigenen Fahrdienst zwischen Hürth und Müngersdorf für uns. Dort habe ich auch mein Abitur gemacht. (…) Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus ging es übrigens relativ tolerant zu. Es gab allerlei interessante Freizeitangebote, erste Beziehungen zum anderen Geschlecht, und Rauchen zum Beispiel war auch keinesfalls verboten. (…)

Mit dem ersten Auto habe ich direkt nach dem Abitur meinen Führerschein gemacht und zwar bei einer Fahrschule in Köln-Mülheim. Das war damals die einzige barrierefreie Fahrschule in ganz Köln. (…) Mein erstes eigenes Auto war ein Honda Accord, danach kam ein Honda Civic, der mich über 20 Jahre unter anderem nach Schweden und an viele andere Orte begleitet hat. (…) Schweden ist übrigens ein absolutes Musterland, was Barrierefreiheit angeht, die waren in den 1980er-Jahren schon in Vielem weiter als wir hierzulande heute. (…) 

Nach meinem Abitur habe ich mich für ein BWL-Studium an der Kölner Universität entschieden. Wehr- bzw. Zivildienst musste ich ja aufgrund meiner Behinderung zum Glück keinen leisten, lustigerweise habe ich seinerzeit aber trotzdem eine offizielle Aufforderung zur Musterung bekommen. (…).

Während des Studiums habe ich mich in der Studentenschaft engagiert und mich als Projektleiter insbesondere für die Interessen von Behinderten eingesetzt. Ein bisschen was konnte ich sogar ganz konkret anstoßen, wie zum Beispiel eine Rampe für Rollstühle an der WISO-Fakultät, die es bis dato noch gar nicht gab. Auch an so einigen überregionalen AStA-Treffen habe ich teilgenommen, sogar in Berlin, das ja damals noch eine geteilte Stadt war. (…)

In den 1980er-Jahren fing ich auch verstärkt an, mich für Computertechnik zu interessieren. (…) Ich habe dann auch zunehmend angefangen, mich mit anderen Inter-
essierten zum Austausch bei Computer-Stammtischen zu treffen (…). Besonders an der sogenannten Hardware habe ich gerne rumgeschraubt, schon alleine deshalb, weil man sich auf diese Weise preisgünstige PC-Module zu einem leistungsstarken System zusammenbasteln konnte.  (…) Ende der 1990er, Anfang der Nuller-Jahre ging es schließlich auch so richtig los mit dem Aufstieg der sozialen Medien und Mobilgeräte. 

Einiges davon habe ich mitgemacht, manches aber habe ich allein schon aus Datenschutz-Gründen eher abgelehnt. Bei Facebook bin ich zum Beispiel bis heute aus Prinzip nicht, und WhatsApp habe ich eigentlich nur aus gewissen Sachzwängen heraus. (…) 

Der Irish Pub „Buskers“ in der Kölner Beethovenstraße war lange Zeit so eine Art Stammkneipe von mir. (…) Leider machen die dort aber erst ab 20 Uhr auf, das ist wegen meines relativ weiten Anfahrtswegs nicht so ganz optimal. (…) Meine erste Lieblingskneipe war allerdings das „Jukebox“ an der Luxemburger Straße/Ecke Eifelwall, dort habe ich auch meinen 30. Geburtstag gefeiert. (…) Einerseits war ich dort sogar mit meinem Vater am Heiligabend, wenn klassische Musik gespielt wurde, andererseits habe ich da beim Billard, Flippern oder Biertrinken in späteren Jahren auch eine Menge netter Bekanntschaften geknüpft.  (…)

Meinen vierzigsten Geburtstag habe ich übrigens auch in der Kneipe gefeiert, und zwar im „Buskers“. Die Gäste bestanden dabei vorwiegend aus zwei ganz unterschiedlichen Fraktionen, bei denen ich vorher noch unsicher war, ob sie überhaupt kompatibel sind … und zwar einerseits Leuten aus der Musikszene, und andererseits Leuten aus der Computerszene. Es war aber ein super Abend, bei dem sich sämtliche Gäste bestens verstanden und ausgetauscht haben, worauf ich heute noch ein bisschen stolz bin.Meine heutige Stammkneipe ist übrigens das sogenannte „Em Ringströssje“ in der Nähe vom Militärring. (…)

Im Beirat des Frida Kahlo Hauses bin ich bereits seit 2016. Einmal im Monat treffen wir uns, besprechen allerlei Themen, die gerade anstehen, und setzen uns für ein gutes Leben hier im Haus ein. (…) Andere Themen im Beirat sind eventuelle Konflikte mit Mitarbeitern, mögliche Ausflugsfahrten und außerdem sind wir immer auch Ansprechpartner für neue Bewohner und Bewohnerinnen. Wir helfen ihnen, sich mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut zu machen. 

Besonders am Herzen lag mir auch, dass wir hier im Haus einen WLAN-Account bekommen haben und persönliche Online-Zugänge anmelden konnten. Übrigens war ich auch ein paar Jahre für die Piratenpartei aktiv. (…) Einmal war ich auch auf der parteieigenen Liste für den Kölner Rat, und zwar an Position Nr. 6. Zwei von uns sind seinerzeit sogar auch bei der Kommunalwahl ins Kölner Rathaus eingezogen (…). 

Bei der nächsten Beiratswahl im Frida Kahlo Haus bin ich hier zehn Jahre aktiv gewesen und ich glaube, dann reicht’s auch mal. Ich habe ja schließlich auch noch viele andere Interessen, wie z. B. Podcasts, Filme oder Bücher. In den letzten Jahren habe ich übrigens die offenen Bücherschränke für mich entdeckt. Von Science Fiction, Krimis, Fantasy-Romanen bis hin zu interessanten Sachbüchern kann man da immer wieder tolle Lektüre finden und selber auch bei Bedarf was reinlegen, wenn die heimische Bibliothek mal wieder aus den Nähten zu platzen droht.