Hauszeitschrift
Eine Namibia-Reise
13. Juli 2025
Namibia ist nicht einfach nur ein Reiseziel. Zwischen Atlantik, Sandmeer und Savanne bietet es eine Vielfalt, die so kontrastreich ist wie kaum anderswo. Hier trifft staubige Trockenheit auf tropisches Grün, Stille auf tosende Wasserfälle – und nirgends scheint das Licht intensiver, ist der Himmel weiter, sind die Farben klarer.
Wer hier unterwegs ist, braucht nicht viel: einen Landy (ein geländegängiges Fahrzeug), ein offenes Herz und Zeit. Denn dieses Land verlangt Langsamkeit. Nicht nur wegen der holprigen Pisten, sondern weil man es erleben sollte, nicht nur durchqueren.
Das Licht in Namibia ist ein Ereignis für sich. Morgens liegt es warm- golden über den Dünen, mittags gleißend über der Steppe und abends taucht es das Land in Rot, Violett und tiefstes Blau. Und dann ist da dieser Himmel: so hoch, so klar, so unglaublich blau, dass er fast surreal wirkt. Wer je in Namibia war, weiß – so blau wie in Namibia ist der Himmel nirgends.
Namib Wüste
Die Namib gilt als eine der ältesten Wüsten auf diesem Planeten und wir sind uns sicher: es ist die schönste! Zwischen roten Dünen, dem Dead Vlei und Soussusvlei fühlt man sich wie auf einem anderen Planeten. Absolute Stil- le – nur die schwarzen Skelette abgestorbener Kameldornbäume auf weißem Lehmboden. Auch wenn der Namib Naukluft Nationalpark in den letzten Jahren immer mehr Besucher verzeichnet, ist das Gebiet rund ums Sossusvlei landschaftlich nach wie vor ein echter Kracher. Nirgends ist der Himmel blauer, und wenn die riesigen Sanddünen morgens und abends tiefrot leuchten und Schatten werfen, kriegt man den Mund nicht mehr zu.
Wer es wagt, sie zu erklimmen, wird mit Ausblicken belohnt, die einem im- mer wieder sprachlos machen … Und jedes Mal sehen diese Wanderdünen anders aus und jedes Mal beeindrucken sie uns erneut.
Sandwich Harbour
Im Westen drängt sich die Namib bis ans Meer. Bei Sandwich Harbour stoßen Dünen direkt auf den Atlantik. Hier am Meer fristen mit Swakopmund und Walvis Bay zwei Örtchen ihr Dasein, die uns nicht wirklich vom Hocker reißen. Lohnenswert ist allerdings ein Ausflug nach Sand- wich Harbour. Die Landschaft ist spektakulär! Hier trifft der raue At- lantik direkt auf die Sanddünen der Namib (rechts Dünen, links Meer), was eine richtig imposante Kulisse abgibt. Tatsächlich ist der Sand hier jedoch viel „weicher“ als in Sossusvlei. Dass auch wir uns festfahren, ist Ehrensache :-)!
Purros & Marienfluss
Wir fahren weiter in Namibias trockenen Nordwesten und sind damit im Gebiet der Trockenflüsse angekommen. Eines der spektakulärsten Trockenriviere ist der Hoanib, der sich hier über die Jahrhunderte ins Gestein gegraben und dabei einen Canyon geformt hat – Heimat der Wüstenelefanten, kleiner Giraffenpopulationen und einer Handvoll Oryxe und Zebras. Sie sind auf der Suche nach Untergrund- wasser und etwas Fressbarem in diesem extrem trockenen Gebiet. Die Elefanten sind dabei fast süchtig nach den alten Winterthorn trees und vor allem die Bullen strecken sich in Zirkusmanier, um an deren Früchte zu kommen.
Kaokeland
Noch weiter nördlich sind wir im Kaokoland angekommen – Heimat der Himba. Dadurch, dass bis in die 90er Jahre keine Straße in diese Region führte, haben sich die Himba ihre traditionelle Lebensweise bewahrt. Sie sind Viehnomaden, bei denen sich Wohlstand und Prestige an der Anzahl der Rinder ablesen lässt. Die Frauen reiben Haut und Haare mit einem Ge- misch aus zerstoßenen Ockersteinen und Fett ein, um sich vor Insekten und der starken Sonneneinstrahlung zu schützen. Hier gibt es totale Einsamkeit, eine unglaubliche Weite und vor allem Sand, Sand und Sand. Ab und zu kreuzen ein paar Strauße oder ein Oryx die Piste und bis man sich dem Rauschen des Kunene nähert, der das Valley im Norden begrenzt, ist es ohrenbetäubend still.
Epupa Falls
Und dann, nach Stunden durch Staub und Dürre fährt man in Epupa über einen Hügel und der Blick öffnet sich auf den Kunene, der die völlig karge Landschaft hier plötzlich in üppiges Grün verwandelt: die Epupa Falls. Der Kunene-Fluss rauscht über Felsen, umrahmt von Makalanipalmen und sattem Grün. Ein kleines Paradies – überraschend, wild und wunderschön. Hier zu campen, mit Blick auf die Fälle, bei einem Sundowner unter dem afrikanischen Sternenhimmel, ist nicht das Allerschlechteste …
Etosha
Der Etosha Nationalpark im Norden – ein weiteres Highlight in Namibia – schützt eine riesige Salzpfanne und einen großen Wildtierbestand. Je nach Regenzeit ist es hier entweder staubtrocken oder erstaunlich grün. Etosha bedeutete in der Ovambo Sprache „großer weißer Platz“ – end- loser Horizont und spektakuläre Tierbegegnungen. Während der Trockenzeit fährt man hier einfach eines der vielen Wasserlöcher an, um die Tiere zu sehen. Da die Regenzeit dieses Jahr aber offensichtlich sehr gut ausfällt, präsentiert sich Etosha erstaunlich grün, was das Aufspüren der Tiere deutlich schwieriger macht.
Momentan sind Etoshas Vierbeiner jedoch nicht auf die Wasserquellen angewiesen, da durch den Regen überall riesige Pfützen stehen. Besonders im Gebiet um Okaukuejo (westliches Etosha) gestalten sich unsere Pirschfahrten ziemlich schwierig. Das einzige Tier, was wir hier regelmäßig zu Gesicht bekommen, ist ein von der Salzpfanne fast weißes Nashorn. Im Gebiet um Namutoni (östliches Etosha) werden wir hingegen mit verschiedenen Katzenarten belohnt, darunter auch einem Löwenrudel mit vielen Jungtieren, was eine gute Stunde um unseren Landy herumschwänzelt – besser als jeder Tatort 🙂 !
Caprivi – Der grüne Osten
Fährt man von dem staubigen Wes- ten immer weiter in den Osten, landet man irgendwann im Caprivizipfel. Hier wird alles anders. Tropische Landschaft, große Flüsse und Wälder durchziehen die heutige Zambezi Region, die viele Naturschutzgebiete und kleinere Dörfer beherbergt, es riecht nach Feuerholz und das Leben pulsiert. Auf der Fahrt über Land sieht man die ersten Rundhütten und kleinere Marktstände. Man begegnet den ersten Fahrradfahrern oder Frauen, die Wasser auf dem Kopf tragen und ständig kreuzen Ziegen, Kühe oder Hühner die Straße. Die Namibier sagen: „Hier beginnt Afrika!“ – was wir absolut bestätigen können.
Erongo
Ein weiteres landschaftliches Highlight ist das Erongo-Gebirge. Hier sind durch Erosion bizarre Felsformationen entstanden und es gibt riesige Kugeln, Säulen oder überdimensionale Buchstaben. Mitten in diesem Gebiet liegt die Ameib Ranch, die sich auch heute noch in Privatbesitz befindet. Hier kann man Stunden verbringen und der Fotoapparat steht nicht mehr still. Besonders beliebt ist das Gebiet um die „Bull’s Party“, was an ein riesiges, natürliches Amphitheater erinnert, dicht gefolgt vom „Elephants Head“ (s. Foto links)
spitzkoppe
Einige Kilometer weiter westlich liegt die Spitzkoppe, mit 1.728 Metern der höchste Gipfel im Erongo-Gebirge. Sie wird aufgrund ihrer markanten Form auch als „Matterhorn Namibias“ bezeichnet – ein weiteres Wahrzeichen vom Erongo-Gebirge. Auch hier gibt es sehr skurrile Felsformationen, darunter natürliche Bögen und überdimensionale Felsen.
Fazit
Namibia ist kein Land, das man mal eben „bereist“. Es ist ein Land, mit einer unglaublichen Vielfalt: Hier trifft man auf rote Sanddünen, die aussehen wie von einem anderen Planeten, auf Elefanten in Flussbetten, in denen seit Monaten kein Tropfen Wasser floss, auf Wasserfälle mitten im Nirgendwo und auf Stille – man hört nur den eigenen Tinnitus.
Namibia ist das Land der großen Kontraste: morgens Wüste, mittags Savanne, abends Palmen am Fluss und das mit einem extrem blauen Himmel. Denn ganz gleich, ob man in der Namib Dünen besteigt, sich in Sandwich Harbour im Sand fest- fährt, bei den Epupa-Fällen den Fluss rauschen hört oder in Etosha den Tieren beim Trinken zuschaut – Namibia bleibt im Kopf, geht unter die Haut und lässt einen nicht mehr los – so blau wie in Namibia ist der Himmel nirgends. Lena Klemm
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